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1. Das Mittelalter - S. 58

1893 - Leipzig : Dürr
— 58 — Paläste zu Ingelheim und Nymwegen mit ihren Säulen, Glasfenstern ltnb Gemälden zeigten, wie sehr ihn auch die weltliche Kunst erfreute. Es ist nicht zu verwundern, daß ein Fürst von so vielseitigem Interesse auch dem Ackerbau, der Industrie und dem Handel seine Sorgfalt zuwandte. Die Bewirtschaftung feiner Güter, er hatte deren 180, mußte ihm schon darum von Wichtigkeit sein, weil er daraus seine Haupteinkünfte zog, denn Steuern in unserem Sinne gab es noch nicht, höchstens Geschenke von geistlichen und weltlichen Großen und Zölle an den äußerstesten Grenzen. In der That kümmerte er sich eingehend um die Verhältnisse des Gutes, auf dem er eine Zeit lang verweilte. Er prüfte die Rechnungen bis auf die Zahl der Eier, ermunterte die Handwerker, welche damals noch als unfreie Knechte oder Hörige zu den Gütern der Großen gehörten und für die Herrschaft arbeiteten, drang auf Ausrottung der Raubtiere, besonders der Wölfe, und führte, wo er konnte, Verbesserungen in Feld und Garten ein. Auf diese Weise regte er auch die anderen Gutsbesitzer zur Nachahmung an. Den Handel förderte er durch Anlegung von Straßen. Eine Hauptstraße führte den Rhein entlang und vermittelte den Verkehr zwischen dem Süden und Norden, eine zweite begann bei der Elbmündung, durchschnitt die Marken an der Slavengrenze und teilte sich dann in zwei Arme, von denen der eine nach dem Adriatischen, der andere nach dem Schwarzen Meere führte. Ein weiterer großartiger Plan, Rhein und Donau durch einen Kanal zwischen Rednitz und Altmühl zu verbinden, scheiterte an der Mangelhaftigkeit der damaligen Technik im Uferbau. Mit großer Ehrfurcht blickten schon die Zeitgenossen auf den gewaltigen Herrscher. Es erscheint fast als ein Wunder, daß die unbändigen Großen, welche den Merovingern immer Schwierigkeiten bereitet hatten, fo gefügig auf die straffe Reichsordnung und alle damit zusammenhängenden Neuerungen Karls eingingen. Gewiß trug dazu viel die fürstliche Freigebigkeit und Milde bei, welche zu üben Karl der Große für seine Pflicht hielt, gewiß auch die reichliche Unterstützung die er der Kirche und allen ihren Dienern gewährte. Aber vor allem war es doch die angeborene Würde des großen Kaisers, was alle fesselte, die mit ihm in Berührung kamen. Er war ein Herrscher im höchsten Sinne des Wortes. Schon in feiner leiblichen Gestalt zeigte sich dies. Karl war groß und sehr kräftig gebaut, der flammende Blick feiner Augen überwältigte alle, die sich ihm nahten. Noch mehr aber imponierten die Festigkeit seines Charakters, die Tiefe seines Gemütes, die Weite feiner geistigen Anschauung. Was er wollte, hatte er ganz durchdacht, führte er rasch und vollständig aus. Er schwankte

2. Geschichte des Mittelalters - S. 80

1888 - Wiesbaden : Kunze
80 Erste Periode des Mittelalters. sehenere Vasallen abtraten, um es als Lehen wieder zu empfangen, wodurch sie gleichfalls vom Heerbann loskamen. Desto mehr vergrößerte sich aber das Lehensgefolge. Die Ausgaben bestritt Karl aus den Erträgen seiner Hos-güter, sowie aus Zöllen, die auf einzelne Waren (z. B. Salz) gelegt waren. Direkte Steuern wurden nicht entrichtet, dagegen wurden auf den Reichstagen jährlich von den Unterthanen Geschenke dargebracht, die allmählich die Form von Abgaben annahmen. Karl als Beförderer der Kultur. Wie Karl groß war als Kriegsheld, so auch in dem edlen Streben, Wohlstand und Bildung unter seinen Völkern zu befördern. Dem Ackerbau kam er zu Hilfe, indem er Wälder, Sumpfe und Einöden in fruchtbares Ackerland umbilden ließ und die Errichtung von Höfen und Dörfern unterstützte. Auf feinen Krongütern ließ er Mu st erwirtschaften anlegen, um zu zeigen, wie die Landwirtschaft zu betreiben fei. Für dieselben gab er Vorschriften, wie es mit der Zucht der Haustiere und der Bienen, der Bereitung des Mostes, Bieres, Weines, der Bestellung der Felder, der Pflege und Wartung des Federviehs, dem Obstbau, dem Fischfang und der Jagd gehalten werde sollte. Er ließ sich genaue Verzeichnisse von allen Vorräten geben, über den Gang der Wirtschaft berichten, prüfte die Rechnungen, suchte selbst die Güter aus und zeigte sich in allem als ein das Kleinste wie das Größte umfassender Geist. Dem Verkehr schuf er neue Straßen. Er begünstigte die Binnenschiffahrt, brachte durch eine Handelsstraße den Rhein entlang Mittelmeer und Nordsee in Verbindung und ließ eine andere von der Elbmündung zur Donau führen, von wo sich dieselbe nach dem schwarzen und adriatifchen Meere verzweigte. Bei Boulogne wurde ein Leuchtturm errichtet, bei Mainz eine hölzerne Brücke über den Rhein geführt, deren Herstellung 10 Jahre erforderte, die aber 813 wieder abbrannte. Die Erbauung steinerner Brücken über den Rhein und die Donau wurde durch seinen Tod verhindert. Während des Avarenkrieges wurde mit der Anlage eines Kanals begonnen, der die Altmühl mit der Regnitz und dadurch Rhein und Donau verbinden sollte. Mangel an Werkgeräten, Ungeschick der Bauleute und kriegerische Zeiten hemmten jedoch die Ausführung; erst im 19. Jahrhundert wurde diese Verbindung hergestellt. Handel und Gewerbe fanden eifrige Förderung. Er gewährte den Kaufleuten allerlei Vorrechte und schützte sie durch angemessene Gesetze auf ihren Reifen. Mit den Slawen und Griechen knüpfte er Handels-

3. Deutsche Urgeschichte, Das Frankenreich, Deutschland unter eigenen Herrschern - S. 57

1894 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
57 lande rückten Franken ein. sie machten den von Karl gelernten Betrieb der Landwirtschaft in ihren neuen Wohnsitzen bekannt. Hierher gehören ferner die Bestrebungen des großen Herrschers für die Erleichterung des Verkehrs. Er sorgte dafür, daß überall gangbare Wege. Dämme und Brücken gebaut wurden, deren Instandhaltung den betr. Besitzern zur Last fiel. An bestimmten Stellen konnten zur Erleichterung dieser Last Zölle erhoben werden, nur durften dieser Brücken-, Wege- u. a. Zölle nicht allzuviele werden, damit die Wohlthat sich nicht in Plage verkehre. Sehr gern benutzte man die Wasserwege. Karl versuchte es, das schwarze Meer durch einen Kanal vom Main zur Donau mit der Nordsee zu verbinden; seine Baumeister wußten indes noch nicht, wie man die Schwierigkeiten des Bodens, namentlich Sümpfe, überwindet, und so blieb es bei dem Versuche. In unfern Tagen hat König Ludwig I. von Bayern den Plan Karls wieder aufgenommen und durch den Ludwigskanal eine Verbindung beider Flüsse geschaffen. Auf diesen durch Natur oder Kunst geschaffenen Wegen fand der Handel. Handel feine Verbreitung. Fränkische Kaufleute zogen quer durch Deutschland nach den Märkten der Slaven und Avaren. Stapelplätze des Handels waren Bardewik, Celle, Magdeburg. Erfurt, Hall stadt bei Bamberg, Forchheim, Regensburg, Lorch. Von der Nordsee über die Alpenpässe führten die Wege nach Italien; über das Meer ging der Kaufmann nach England, Norwegen, Schweden und Rußland. Auch mit dem Morgenlande suchte Karl Handelsbeziehungen anzuknüpfen, wobei er sich eines landkundigen Juden bediente. der die Gesandtschaft zu dem sagenberühmten Harun al Raschid führte. Die Haupthandelsleute neben den Juden waren Friesen, Engländer und Araber von der Nordküste Afrikas; sie besuchten die fränkischen Märkte, die sich besonders bei den kaiserlichen Pfalzen entwickelt hatten. Friesland hatte bedeutende Tuchwebereien, deren Erzeugnisse im Morgenlande sehr begehrt waren; Metallguß und Glasbereitung ging meist von den Klöstern aus; die Töpferei blühte in Mainz. Von der größten Bedeutung für den Handel war es, daß diemünz-, kaiserliche Regierung strenge Redlichkeit im Handel und Wandel sor-^^Ge-derte: die Kaufleute durften nur solches Maß und Gewicht führen, das dem in der Pfalz aufbewahrten Muster genau glich. Auch die Münzverhältnisse wurden neu geordnet. Statt der in der merovingi-fchen Zeit bestehenden Goldwährung begann Karl die Silberwährung

4. Erdkundliches Lesebuch für die Oberstufe höherer Lehranstalten und Seminare - S. 82

1911 - Breslau : Hirt
82 B. Zur Länderkunde. sich auf ihnen während der Kämpfe Deutschlands mit Frankreich in den Zeiten des ersten und dritten Napoleon bewegt! Da, wo diese von der Natur vorgezeichneten, von den Menschen vervollkomm- neten Bahnen aus den Mittelgebirgen heraus in die offene, langgestreckte Rheinebene ihren Einlaß finden, liegt an sanften Hügelgeländen und vor einer weiten, frncht- baren Ebene Frankfurt a m Main. Alle wandernden Volker, Heereszüge, Handels- karawanen, die zwischen dem Rhein und Mitteldeutschland verkehrten, betrachteten Frankfurt als einen willkommenen Zielpunkt. Dazu tritt uoch folgender Umstand: Etwas südlich vou der Einmündung der großen Leipzig-Eisenach-Frankfurter Straße wälzt der Main seine Gewässer in die Ebene. Auf seinem ganzen unteren Laufe, von Aschaffenburg ab, treten keine natür- lichen Hindernisse seiner Ausbreitung entgegen, und wo er sich zu sehr in die Breite dehnt und daher das Wasser seicht wird, sind Buhnen oder Krippen, d. h. Querdämme, in den Fluß hineingebaut, um der Schiffahrt das ganze Jahr hindurch gutes Fahr- Wasser zu erhalten. Daher können bis Frankfurt die gewöhnlichen Rheinschiffe ohne Umladung fahren, und Frankfurt ist dadurch der Mündung des Main, also seinem Berührungspunkte mit dem Rhein, in unmittelbare Nähe gerückt. An den Um- l adeplatz schlössen sich nun die beiden bei Hanau sich verewigenden Mainuferbahnen und ferner die nach Homburg, Limburg, Wiesbadeu und Darmstadt führenden Bahnen an. Durch diese Kreuzung der Wasser- und Landstraßen von Main, Elbe, Weser, Ober- und Unterrhein wurde Frankfurt frühzeitig die Gunst zu teil, eine wichtige Vermittlerin zwischen dem Süden und Norden Deutschlands zu werden, wie quer durch Deutschland kauni ein anderer Platz zu finden ist. Dazu kommt, daß dieser Ort, fast in der Mitte des ganzen Rheingebietes liegend, durch eiue solche Lage berufen war, ein Mittelpunkt des ganzen Rheingebiethandels zu werden. Erwägt man ferner, daß es in ganz Deutschland keine zweite Gegend gibt, in der zwei so schöne und große Flußebenen, wie das Rhein- und Mainbecken sind, ineinander- greifen und so bedeutende Wasserlänse und Straßenzüge zueinander führen, so ist die öfters ausgesprochene Behauptuug, Deutschland habe nirgend anderswo einen natürlicheren Mittel- und Herzpunkt seines Lebens gehabt als bei Frankfurt, keines- wegs ohne Grund. Jedenfalls war sie wohlbegründet für die Zeiten, in denen Frank- fnrt auch räumlich uoch mehr in Deutschlauds Mitte lag, in denen Deutschland auf der linken Rheinseite sich noch bis an die Champagne und Langnedoc ausdehnte und die Schweiz und die Niederlande mit unserem Vaterlande in enger Verbindung standen. Solcher Gunst der Lage entsprachen das Emporkommen und die geschicht- liche Wichtigkeit Frankfurts. Als königliche Pfalz vermutlich schon seit der mero- wingischen Zeit vorhanden, erscheint es unter Karl dem Großen als Villa Fran- conofurt, wurde durch Ludwig den Frommen mit Mauern umgeben und nach der Teilung des Karolingischen Reiches die Hauptstadt von Ostfranken. Spätere deutsche Kaiser erteilten der aufblühenden Stadt wichtige Rechte und Reichsfreiheit, und Kaiser Karl Iv. endlich erhob sie nach den Bestimmungen der Goldenen Bulle (1356) zum Wahlorte des deutschen Reichsoberhauptes. Im achtzehnten Jahrhundert, als die Wahltage ohnehin nur noch eine sehr geringe Bedeutung hatten, wurde weuigstens die Krönung der deutschen Kaiser daselbst vollzogen (zehn deutsche Kaiser emp- fingen in Frankfurt die Krone); und als das Deutsche Reich aufgelöst und wenige Jahre später, nach Napoleons Sturz, in einen Staatenbund umgewandelt war, erhielt die

5. Geschichte des Mittelalters - S. 232

1854 - Weimar : Böhlau
232 Märkten veranlaßten. Wie gering auch alle diese Anfänge waren, so sind sie doch als die ersten Keime der neuen Saat nicht zu über- sehen und würden schneller aufgeblüht sein, wenn die Nachfolger Karls auch Erben seiner Geistesgröße und Thatkraft gewesen wären. Frankreich und das südwestliche Deutschland, besonders die Ufer des Rheins, waren diejenigen Theile des fränkischen Reiches, wo sich noch einige Reste der römischen Civilisation erhal- ten hatten, und wo es deshalb am frühesten gelang, sie wieder zu beleben. Mehrere Städte hatten die Sturmperiode glücklich über- standen, der Boden selbst war bereits vielfach bearbeitet, die Be- völkerung zahlreich und durch die alten Römerstraßen in Verbin- dung mit einander, Basel, Speier, Straßburg, Worms, Mainz, Köln und Aachen können im Zeitalter Karls des Großen als die Märkte und Stapelplätze des fränkischen Handels gelten. In dem Küstenland an der Nordsee wurde seit den äl- testen Zeiten Schifffahrt und Fischfang getrieben. Das See- wesen blieb dort heimisch und bildete sich aus unter allen Stäm- men, welche sich dort niederließen. Nicht selten artete es aus in Seeräuberei. Mit der See vertraut waren die Franken, die Sachsen und besonders die Friesen, welche zuletzt dauernd die Küstenstaaten zwischen Weser, Assel und Maas behaupteten. Mit der Schifffahrt war Handel verbunden, wenn sich dieser auch anfangs auf den Ertrag des Fischfangs und auf Getraidezufuhren beschränkte. Die letzteren kamen aus Britannien und für dieselben hielt Julian eine Flotte von 800 Segeln. Das feuchte Klima und der morastige Boden des Landes gestatteten damals den Kornbau noch weniger als später. Auch fehlten die Baumaterialien, Holz, Steine, Eisen. Dieser doppelte Mangel mußte mit dem Steigen der Kultur und der Bevölkerung sehr fühlbar werden. So zwang die Beschaffenheit ihres Landes die Niederländer die Befriedigung der nothwendigsten Lebensbedürfnisse im Auslande zu suchen, und den Flüssen und Meeren Gegenstände zum Tausche abzuzwingen. Der beständige Kampf mit den Fluten des Meeres flößte ihnen Un- ternehmungsgeist, Energie und Wirtschaftlichkeit ein. Die Nieder- lande, zwischen Britannien und dem Rhein gelegen, hatten den Vortheil des Durchzugs von Waaren und Menschen, die südwestlich wohnenden Belgier standen frühzeitig in Handelsverkehr mit Gal- lien. Der Handel und die Schifffahrt der Niederländer nahm zu seit den Zeiten der Römer bis zu Karl dem Großen. Dessen Re- gierung äußerte ihre wohlthätige Wirkung auch auf diesen Theil des Reiches. Karl besuchte von Aachen aus zu verschiednen Malen die Niederlande und verweilte oft längere Zeit in den südlichen Provinzen, wo sich Gent bereits in einem blühenden Zustande be- fand. Auf den Werften der Schelde wurde die Flotte gegen die Dänen ausgerüstet; auch gab Karl wahrscheinlich die erste Anre- gung zum Kanalbau, welcher sich später nach allen Richtungen ver- zweigte und eine große Erleichterung für den Verkehr gewährte. Nicht minder verdankte man der Umsicht des großen Monarchen die Fortschritte in der Landwirthschaft, besonders in der Viehzucht und der Käsebereitung, in welcher sich die Niederlande frühzeitig aus- zeichneten. Schon vor Karl dem Großen wurden friesische weiße

6. Geschichte des Mittelalters - S. 196

1854 - Weimar : Böhlau
196 Karls Sorge für den Ver- kehr, den Ak- kerbau, den Handel und die Gewerbe. Bauten. grafen begannen mit der Veröffentlichung des kaiserlichen Schrei- bens über ihre Ernennung, erließen Edicte an die Grafen und das Volk, erwählten glaubwürdige Männer, die sie über den öffentli- chen Zustand befragten, und beriefen zur weiteren Berathung und Untersuchung große Landtage, wo die Bischöfe und Aebte, die Gra- fen mit ihren Vicaren, Centenaren und einigen Schöffen, die kö- niglichen Vasallen, die Vögte und Viceeomites erscheinen mußten. Insbesondere war ihnen die Erhaltung und Ergänzung einer gere- gelten Rechtspflege ans Herz gelegt, zu welchem Zweck sie auch selbst, und zwar in vier bestimmten Monaten des Jahres und an vier verschiedenen Orten ihres Bezirkes Gerichte halten mußten. Ueber Alles hatten sie dem König umständlich schriftlich, oder auch mündlich zu berichten. — Diese controllirende Behörde schützte in- dessen die Volksfreiheit nur so lange, als ein kräftiger Mann auf dem Throne saß; die Sendgrafen halten gegenüber den Grafen und Bischöfen, welche eine bestimmte Macht besaßen, nur dann Ansehen und Kraft, wenn der König geachtet und gefürchtet war. Auch ver- loren Karls Nachfolger den eigentlichen Zweck der Sendgrafen aus den Augen; sie übertrugen oft sogar den Bischöfen und Grafen selbst dieses Amt und hoben dadurch die von Karl beabsichtigte Con- trolle auf. Von den Beamten des königlichen Hofes hatten der Erzka- pellan, der Schatzmeister und der Pfalzgraf die größte Be- deutung (S. 163). Der Erzkapellan und der Pfalzgraf wurden erst seit Karl dem Großen die einflußreichsten Hofbeamten. Der Erstere hatte alle geistlichen Angelegenheiten und die Hofkanzlei un- ter sich. Der Pfalzgraf vertrat die Stelle des Königs im höchsten Gericht, wenn dieser abwesend oder verhindert war, oder min- der wichtige Dinge zur Sprache kamen. An den Pfalzgrafen gin- gen zuerst die Appellationen von den Aussprüchen der Grafen und Sendgrafen; er hatte den Vortrag in allen weltlichen Angele- genheiten. Karls umfassender Blick und sein richtiger praktischer Sinn zeigten sich auch in den Verfügungen und Einrichtungen, durch welche er den Wohlstand seiner Unterthanen zu befördern suchte. Da er in einem Lande, wie Deutschland damals war, weniger an eigentliche Heerstraßen denken konnte, so suchte er den Verkehr durch Binnenschifffahrt zu beleben. Er selbst bediente sich gern die- ser Art zu reisen; er fuhr z. B. nicht nur oft den Main hinauf und hinunter, sondern er reiste im awarischen Kriege auch auf der Rednitz; in Aquitanien befuhr er die Garonne, in Neustrien auch einmal die Loire. Zur Beförderung der Schifffahrt wollte Karl ei- nen Kanal graben lassen, welcher die Nednitz mit der Altmühl und dadurch den Main mit der Donau, folglich die Nordsee mit dem schwarzen Meere verbinden sollte. Aber vergebens ward mehrere Monate an dem kühnen Werke gearbeitet; die mit der Lei- tung beauftragten Leute waren zu ungeschickt, sie verstanden nicht das Sumpfwasser von den Orten, wo gegraben wurde, abzuleiten und das Einstürzen der Seiten des Kanals zu verhüten, ja, sie wußten nicbt einmal die Wasserwage richtig zu gebrauchen.

7. Die Zeit von Karl dem Großen bis zu den Kreuzzügen - S. 29

1866 - Leipzig : Teubner
Karls des Großen Thätigkeit im Innern des Reichs. 29 Gedanken, sie durch eine steinerne zu ersetzen, verhinderte der Tod an der Ausführung. D. Einkünfte, Handel, Industrie, Ackerbau. 14. Noch entsprachen die Einkünfte der Krone den einfachen überlieferten Verhältnissen. Noch war an regelmäßige Besteuerung nicht zu denken, die Einkünfte der Krongüter, Tribute der besiegten Völkerschaften (nicht der dem Reiche wirklich eingeordneten, wie der Sachsen, denen Karl die Leistungen an seine Person erließ), die Geschenke der geistlichen und weltlichen Großen bildeten die Quelle, aus welcher der König seinen nicht unbeträchtlichen Auf- wand zu bestreiten hatte. Freigebigkeit galt von je bei den Deutschen für eine Pflicht und für ein Vorrecht der Großen und Mächtigen und Karl d. Gr. hat es an ihr am wenigsten fehlen laßen, namentlich gegen die Kirche. Wir können schon daraus vermuten, daß er eine weise Vermehrung seiner Ein- künfte verstanden haben muß, und in der That finden wir, wie sein scharfer Verstand die Grundbedingungen zur Blüte des Staats und der Wolfahrt seiner Angehörigen erkannteh. Wir wollen nicht behaupten, daß die Anfänge von Zöllen und Mauthen, welche wir in seinem Reiche finden'-), auf einer- tieferen Berechnung beruhten, als aus dem Bedürfnis die Anstalten zur Sicherung und Belebung des Verkehrs zu erhalten, aber eben diese letztem sprechen für das, was wir aufgestellt haben. Daß in den Jahren 801 und 802 für das Frankenreich die Silber Währung statt der von den Römern überkommenen Goldwährung eingeführt ward H, war eine Folge der ein- gerißnen Verschlechterung des Münzsystems, in dem wenigstens eine feste und dauernde Ordnung herbeigeführt ward. Zwei große Handelsstraßen dienten der Sicherheit des Verkehrs. Die eine den Rhein entlang vermittelte den Verkehr zwischen der Nordsee und dem Mittelmeer, und die 13. erwähnte Brücke bei Mainz läßt uns einen Kreuzungs- und Knotenpunkt für den sie durchschneidenden Handel zwischen Ost und West vermuten. Eine zweite wurde 805 durch ein Capitulare festgestellt H. Sie begann von der Elb- mündung, führte, unter die Aussicht der Markgrafen gestellt, durch die Marken hindurch nach der Mittcldonau und teilte sich von da in zwei Arme nach dem adriatischen und dem schwarzen Meer. An ihr wurden die Marktplätze für den Handel mit den östlichen Völkern eröffnet. Gewis nicht die Notwendig- keit das Heer im awarischen Krieg zu versorgen, sondern auch der Gedanke an den Vorteil, den der Frieden davon ziehen würde, gab Karl dem Großen die Absicht ein, durch einen Graben zwischen Rednitz (Radantia) und Altmühl (Alamona) eine Wasserstraße zwischen Rhein und Donau, zwischen Nordsee und schwarzein Meer zu schaffen. Muste er auch das energisch ange- griffne Unternehmen, weil man noch nicht verstand den von Nässe herbeige- führten Einsturz der Wände zu verhindern, aufgeben, die Nützlichkeit leuchtet so ein, daß man nur bedauernd sich wundern kann, wie das Vorangehn ein ganzes Jahrtausend hindurch verloren blieb. 15. Gibt sich überall kund, wie Karl der Gr. ein klares Bewustsein von der Notwendigkeit seines persönlichen Vorangehens hatte, so wird man auch in dem, was er auf seinen eignen Gütern einführte, nicht allein die Absicht 1 * * 4 1) Ich glaube diese Beschränkung dem geben zu müssen, was wir bei Giesebr. Gesch. d. d. K. I 1 S. 128 lesen: ^der, wie man behauptet hat, der einzige Fürst des ganzen Mittelalters war, der tiefere Blicke in die erst jetzt erschloßnen Geheim- nisse der Staatswirtschaft that'. — 2) Büd.. I S. 154. — 3) Büd. I S. 157, — 4) Quellen bei Büd. I S. 156.

8. Die Urzeit, Das Frankenreich unter den Merowingern und Karolingern - S. 97

1885 - Wiesbaden : Bergmann
Karls des Großen Maßregeln zu Gunsten der Landwirtschaft, ic. und Unterhalt für sich zu gewinnen, Wälder ausroden und wüstes Land urbar machen, wogegen die nach Sachsen versetzten Kolonen aus den landwirtschaftlich schon vorgeschritteneren Teilen des Frankenreichs diese bessere Kultur nach dem Norden brachten. Wie für die eigenen, gab Karl der Große auch Vorschriften für die Güter seiner Vasallen und für die der Kirche. Er wies deren Besitzer an, sie ordentlich zu halten und gedeihlich zu bewirtschaften (und er hatte dazu das Recht als oberster Lehnsherr); er wies sie ferner an, die auf ihren Gütern lebenden Unfreien zu schonen, für die arbeitsunfähigen Armen zu sorgen, Arbeitsscheue dagegen zur Arbeit anzuhalten. In Zeiten der Hungersnot (wie 805) kam Karl direkt den Armen dadurch zu Hülse, daß er höchste Preise für die Lebensmittel festsetzte und das Aufspeichern derselben in wucherischer Absicht verbot. Die Klöster und andere kirchliche Stiftungen wurden mit der Fürsorge für Arme und Kranke betraut. Für den Verkehr that Karl ebenfalls manches, sowohl mittelbar, als unmittelbar. Seine wechselnden Residenzen mit ihrem zahlreichen Hofhält und mit der Menge der dabei zusammenströmenden Personen wurden wichtige Mittelpunkte eines lebhaften Handels und mannigfaltiger Gewerbthätigkeit. Die Grasen wies er an, für die Herstellung von Wegen, Dämmen, Brücken zu sorgen und die großen Grundbesitzer, sowie die Klöster, zu deren Instandhaltung zu befehligen. Dabei hielt er darauf, daß der Verkehr nicht durch allzu-lästige Wege-, Brücken- u. ct. Zölle beschwert werde. Auch sür die Sicherheit der Straßen und für den Schutz der Handeltreibenden mußten die Grafen sorgen. In den Städten mußten die Bischöfe Verkehrseinrichtungen treffen; dafür erhielten sie einen Anteil ein den Zöllen oder aber Zollfreiheit für die Waren ihrer Stadt in andern Teilen des Reichs. Selbst auf die Einfuhr von Waren ans fremden Ländern und auf den Vertrieb der heimischen Waren nach solchen erstreckte sich Karls Fürsorge. Durch die Besiegung der Avaren hatte er die untere Donau dem Handel geöffnet; um dieselbe mit dem Rhein 311 verbinden, begann er die Anlegung eines Kanals zwischen Donau und Main, der freilich unvollendet blieb.*) Für den Verkehr mit den Slawen bestimmte Karl gewisse Grenzorte, Bardewick, Magdeburg, Erfurt, wo besondere damit beauftragte Beamte den Handeltreibenden hilfreiche Hand leisten sollten. Sogar mit den Fürsten des ■') Dieser .ficutal ward neuerdings durch beit König Ludwig I. von Bayern ausgebaut, jedoch mich in unzulänglicher Weise. Biedermann, Deutsche Volks- und Kulturgeschichte. I. 7

9. Von der Entstehung eines selbständigen deutschen Reichs bis zu Karl V. 843 - 1519 - S. 3

1885 - Wiesbaden : Bergmann
(Erstes Kapitel Außere und innere Gestaltung Deutschlands bei seiner Trennung vom Frankenreiche. |El§ durch den Vertrag von Verdun (843) Deutschland ein selbständiges Reich wurde, hatte es folgende Grenzen: im Norden die Eider (mit Ausschluß Schleswigs), im Cfteu die Elbe von der Nordsee bis zum Einfluß der Saale, von da an südlich die Saale, dann den Böhmerwald und die Raab, im Süden die Berner Alpen (die deutsche Schweiz oder Cberaleimntrtiert gehörte zu Deutschland, die französische zu Lotharingieu), im Westen den Rhein, nur daß Friesland zu Lotharingien gehörte, dagegen die Bistümer Mainz, Worms, Speier (ohngeführ das heutige Rheinbayern und Rheinhessen) zu Deutschland. Der Teilung zu Verdun folgte eine zweite (870) zu Meersen an der Maas. Die Linie Lothars starb 869 aus bis auf einen männliche Sproß, Ludwig Ii., der, znsrieden mit Italien und dem Kaisertitel (zumal da er keine Söhne hatte), sich um das übrige Erbe seines Hauses wenig kümmerte und ohne viel Widerstand geschehen ließ, daß Karl der Kahle und Ludwig der Deutsche sich in dasselbe teilten. So erhielt Ludwig der Deutsche die Länder zwischen Rhein, Maas und Schelde, sowie Friesland. Die Westgrenze Deutschlands bildete also sortdann nicht mehr der Rhein, sondern eine von Basel ans links an Nancy vorbei, längs der Maas, dann links von Brüssel bis zur Scheldemündung jenseits Antwerpen gehende Linie; Deutschland reichte fetzt bis ein den Kanal und saßte etwa die heutigen Länder Rheinpreußen, Holland, das südliche und östliche Belgien mit Brüssel und Antwerpen in sich. Die Grenze zwischen Ost- und Westsranken (Deutschland und Frankreich) fiel nunmehr ziemlich genau zusammen mit der Sprachgrenze zwischen Germanisch und Romanisch. l*

10. Geschichte des Mittelalters - S. 55

1910 - Halle a.S. : Gesenius
— 55 — b) Durch Weiterbildung der bäuerlichen Eigenwirtschaft zu einer sorgfältig gegliederten, groß angelegten Gutswirtschaft (durch Einführung der Arbeitsteilung) : a) alle nötigen Rohstoffe werden möglichst selbst erzeugt, ß) alle notwendigen Geräte, Kleidungsstücke und Waffen werden tunlichst selbst verfertigt, y) alle vorhandenen Überschüsse werden in den Handel gebracht [177]. 177. Wie vollzog sich der Tauschhandel im Reiche Karls d. Gr.? 1. Wie zur merowingischen Zeit wurden auch jetzt noch die alten Handelswege benutzt: a) von Marseille über die großen Messen der Champagne nach Deutschland, b) von den Ufern des Ganges zu den Gestaden des Kaspischen Meeres, von dort durch das russische Tiefland bis zum Becken der Ostsee. 2. Wie zu Römerzeiten bestand auch jetzt noch immer an Rhein und Donau ein gewisser, regelmäßiger Verkehr: a) am Rhein haben sich alle späteren größeren Städte des Mittelalters (mit Ausnahme von Frankfurt und Basel [dies zum Teil]) aus römischen Niederlassungen erhalten und entwickelt, b) auf der Donau suchte Karl d. Gr. den Handel durch die Verbindung mit dem Main und durch die Besiegung der A v a r e n zu heben. 3. Wie in vorchristlicher Zeit lag der Handel auch jetzt noch ausschließlich in den Händen Fremder: a) Lombarden im Süden (Lambertsnüsse), b) Juden und F r i e s e n im Norden. 178. Wodurch sorgte Karl d. Gr. für Ausbau und Sicherung der Handelsstraßen ? 1. Durch den Main-Donaukanal schuf er eine bequeme Verbindung zwischen den Handelsgebieten des Rhein und denen der Donau. 2. Durch strenge Bestrafung von Räubern und Wegelagerern schützte er die Binnenstraßen: a) eine Hauptstraße bestand zwischen mittlerem Rheine und der slavischen Handelsstadt V i n e t a , b) eine Verbindungsstraße zu dieser führte von Regensburg über Nürnberg — Erfurt nach Magdeburg.
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